Ausstellung der 36. Leipziger Grafikbörse HORTUS SECRETUS im Museum für Druckkunst Leipzig

Für die Eröffnung gibt es coronabedingt momentan keinen Termin, ebenso für Führungen und Workshops.

„HORTUS SECRETUS“ – „GEHEIMER GARTEN“ lautet das Motto der 36. Leipziger Grafikbörse. Der Einladung zur Teilnahme sind 103 Künstlerinnen und Künstler gefolgt, überwiegend aus Mitteldeutschland. Dazu kommen internationale Gäste aus Paris, Krakau und Kiew.

Mit „Hortus secretus“ öffnet sich ein weites Feld der Betrachtungen, Spekulationen, Träume oder Illusionen. Dazu gehören der verlorene „Garten Eden“, der „Garten der Lüste“, der „gute Ort“ der jüdischen Friedhöfe, die Erlösungssymbolik in Philosophie und Literatur – ebenso die Unerreichbarkeit abgeschiedener Inseln.

Den Karl-Krug-Preis für Druckgrafik in Höhe von 1000 Euro erhielt Stephanie Marx.

Der Förderpreis für Druckgrafik in Höhe von 500 Euro ging an Welf Schiefer.

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Presse

36. Leipziger Grafikbörse „Hortus secretus“: Mitteldeutsche Künstler zeigen „geheime Gärten“
von Ulrike Thielmann, MDR KULTUR
7. Februar 2021

Die Eröffnung der 36. Ausstellung im Leipziger Museum für Druckkunst musste aufgrund des Lockdowns verschoben werden. Deshalb gibt es jetzt ein ansprechend gestaltetes Druckerzeugnis zur Ausstellung, das der Verein „Leipziger Grafikbörse e. V.“ zu jeder seiner Kunst-Schauen herausgibt. Der Katalog trägt den Titel „Hortus secretus“ – der geheime Garten. Darin versammelt finden sich die Arbeiten von über 100 Grafik-Künstlerinnen und Künstlern aus Mitteldeutschland.
So ein geheimer Garten ist doch eine feine Sache! Im Verborgenen, idealerweise umgeben von üppiger Natur, können wir die versteckten Züge unseres Wesens zuoberst treten lassen. Ob diese nun wunder- oder sonderbarer Natur sind, wer weiß es? In der Kunstgeschichte begegnen einem viele geheime Gärten, ob nun als „Paradiesgärtlein“ im Mittelalter, als „Garten Eden“, jener „der Lüste“ oder auch als Friedhof. Unter dem Motto „Hortus secretus“ eröffnet die „36. Leipziger Grafikbörse“ ein weites Feld für Betrachtungen und Träume, erzählt Almut Hertel vom Museum für Druckkunst in Leipzig. Dort sollten die eingereichten grafischen Werke in einer Ausstellung präsentiert werden, was durch Corona verhindert wurde. Nun blättert Almut Hertel im erschienenen Katalog und erklärt: „Der geheime Garten, der kann ja sehr unterschiedlich gedeutet werden. Also man denkt natürlich erst einmal an Geheimnisse, ans Sehnsüchte, auch Möglichkeiten, die sich in diesem Garten realisieren lassen. Und der geheime Garten, den wir in der Ausstellung sehen können, das sind auch geheime Gärten, die in den Köpfen der Künstler stattfinden.“

Die Interpretationen des „hortus secretus“ reichen vom Garten als konkreten Ort bis zu gedanklichen, fantastischen Gärten

So verleiht der Leipziger Künstler Harald Alff mit einem Farblinolschnitt und seiner Deutung des geheimen Gartens als Hanfplantage Ausstellung und Katalog eine humorige Note. Die in Muschwitz bei Leipzig lebende Künstlerin Brigida Böttcher lässt in einer blauen Aquatinta-Radierung die Akteurin ihres Bildes samt Hirtenflöte in einem Pfauengarten wandeln. Die bei Essen lebende Künstlerin Karin Brosa inszeniert in ihrer Schwarz-Weiß-Radierung junge Menschen mit 3-D-Brillen, die einen Garten in einem ansonsten leeren Gewächshaus erleben. Die Künstlerin Madeleine Heublein hat indessen statt eines „Hortus secretus“ einen farbigen „Hortus relicta“, einen gebenden Garten, ins Bild gesetzt. Dass auch ein von innen beleuchteter Swimmingpool bei Nacht ein geheimer Garten sein kann, ein etwas unheimlicher, dies gibt Franziska Neubert in ihrem Holzschnitt zu bedenken.
In der gleichen Technik agiert auch der Leipziger Künstler Karl-Georg Hirsch, Jahrgang 1938. Fatalistisch deutet er den geheimen Garten als Friedhof, „als guten Ort“, wie auf Jiddisch die Friedhöfe heißen. Am häufigsten wurden von den 103 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus Leipzig, Mitteldeutschland und der Welt Radierungen eingereicht, bilanziert Steffen Böttcher, Vorsitzender des Vereins „Leipziger Grafikbörse e. V.“. An zweiter Stelle käme der Holz- und Linolschnitt mit über 30 Arbeiten. Auf dem Rückgang befände sich allerdings die Lithografie, die Arbeit auf dem Stein. Böttcher führt das auf das auf das Material zurück. So sei es schwieriger, einen Solnhofener Stein zu bekommen und zu bearbeiten als eine Zink- oder Kupferplatte, oder gar das Material Holz, erklärt Böttcher.

Die „Leipziger Grafikbörse“ fußt auf einer legendären Selbsthilfe-Initiative

Die „Leipziger Grafikbörse“ verdankt ihr nun bald 50-jähriges Bestehen einer legendären Selbsthilfe-Initiative. 1972 schlugen Leipziger Künstler dem Rat der Stadt vor, einen dreitägigen Grafikverkauf einzurichten, im November, wenn das DOK Filmfestival stattfand. Dort ließen sich ihre Arbeiten gut verkaufen; der Kunsthandel der DDR war noch nicht erfunden. Mietfrei wurde die Alte Handelsbörse angeboten, so dass auch der Name gefunden war: Grafikbörse. Steffen Böttcher betont: „Heute sind wir ausschließlich Vermittler von Kunst, und zwar zwischen Künstlern und Interessenten. Die Künstler stellen uns die Arbeiten zur Verfügung und wenn es ein Kauf-Interesse gibt, dann melden die sich bei unserem Verein und dadurch kommt dann ein Kauf zustande.“ Wer im aktuellen Katalog blättert, findet neben den Arbeiten der diesjährigen Preisträger Stephanie Marx und Welf Schiefer ein liebevoll recherchiertes Vorwort zu den geheimen Gärten in der Kunstgeschichte, geschrieben von Rainer Behrends, 1971 bis 2002 Kustos und Leiter der universitären Kunstsammlungen Leipzig und dem Verein seit langem verbunden. So präsentierte Behrends in den 1990ern in der Kustodie der Uni öfter die Ausstellungen der „Leipziger Grafikbörse“.